Wie hießen eigentlich meine zahlreichen Klassenkameradinnen und Klassenkameraden aus der Lessing-Oberschule; mit wem habe ich die Gymnasiale Oberstufe besucht und welche Mitschülerinnen und Mitschüler haben mit mir zusammen Abitur gemacht? Das waren Fragen, die ich mir vor Jahren einmal stellte und deren Beantwortung mich daraufhin über einen langen Zeitraum beschäftigte.

Ich hatte nie eine Namensliste meiner Mitschüler (Noch nicht einmal, als wir noch im Klassenverband unterrichtet wurden, gab es ein solche!). Es wurden keine Klassenfotos aufgenommen und ein Abschlussfoto, womit ich meinem Gedächtnis hätte nachhelfen können, gab es auch nicht. Ich meine mich zu erinnern, dass wir das Abiturzeugnis im Sekretariat in die Hand gedrückt bekamen. Es gab also auch keine Entlassfeier und schon gar keinen Abschlussball, bei dem Fotos zur Erinnerung hätten entstehen können.

Wenn man sich mal genau überlegt, welchen prozentualen Anteil an unserem bisherigen Leben die Schulzeit einnimmt, kommt man zweifellos zu dem Schluss, dass diese Zeit in unserer Erinnerung einen wichtigen Platz einnehmen muss. Und das gilt dann natürlich auch für alle Menschen, die in diesem Lebensabschnitt eine Rolle spielten.

Solche Gedanken müssen wohl bei mir den Ehrgeiz ausgelöst haben, diese scheinbar „verloren gegangenen“ Mitschülerinnen und Mitschüler wieder zusammen zu suchen. Das Internet hat mir dabei in vielen Fällen sehr  geholfen. Aber natürlich nicht nur das World Wide Web: Ein Lehrer der Lessing-Oberschule gab mir Tipps. Eine ehemalige Mitschülerin gab mir ein wichtiges Hilfsmittel in die Hand. Später konnten mir dann nach dem Schneeball-Prinzip die bereits Gefundenen Hinweise zur Suche anderer geben. Die Liste der ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschüler wuchs auf 98 Personen. Über die Suche fast jedes Einzelnen könnte ich eine lange Geschichte schreiben und manche dieser Geschichten würde unglaublich klingen.

Mitte 2006 konkretisierte ich dann meinen Plan ein Jahrgangstreffen zu organisieren. Insbesondere das bevorstehende 30-jährige Abitur der 77er Lessing-Abiturienten im Jahr 2007 spornte mich an. Eine Mitschülerin machte mich dann noch darauf aufmerksam, dass unsere Lessing-Oberschule ebenfalls im Jahr 2007 das 125jährige Bestehen feiern müsste.

Erst im März 2007 wurde mir ein Teil der Daten für die 125-Jahr-Feier genannt. Da das Jahrgangstreffen am Anschlusswochenende dieser Feier liegen sollte, begann nun erst die genaue Termin-Planung, was bewirkte, dass die Einladungen auch erst sehr spät abgeschickt werden konnten.

Die Zusagen kamen dann außerordentlich schleppend und spätestens in dieser Zeit fragte ich mich, ob ich mir nicht vielleicht zuviel vorgenommen habe und ich zum Schluss nach der Bewältigung eines sehr großen Aufwandes mit einigen wenigen Mitschülern in einem großen Saal einen traurigen Abschluss all meiner Bemühungen erleben würde.

Dankbar konnte ich feststellen, dass meine düsteren Visionen keineswegs eingetroffen sind…